pfotenstaben: me travelling in Cornwall (Lesen)
Dear Germany von Carol Kloeppel

Ich hatte das Buch auf meiner Bookcrossing-Wunschliste und habe es als Wunschlisten-RABCK von einer anderen Bookcrosserin bekommen. Das Thema, kulturelle Entdeckungen beim Leben in einem neuen Land, interessiert mich sehr, u.a. da ich es selbst erlebt habe; konkret auf die USA bezogen aber auch durch viele Freunde, die ich inzwischen dort habe.
Der Anfang las sich flüssig und hatte genau die richtige Mischung aus Unterhaltung und Information, um nicht langweilig zu werden; ich habe über die Hälfte gleich am ersten Tag gelesen.
Doch dann kamen immer öfter Themen auf, die das Lesevergnügen deutlich schmälerten. Beim ersten Mal war es noch hinnehmbar, doch dann tauchte immer öfter der sehr ungleichgewichtige Vergleich auf zwischen Deutschland und den USA. Hier wurden Episodenerlebnisse geschildert und verwundert betrachtet, stellenweise sogar recht kritiisch und ablehnend, auch wenn es anders klingen sollte, die jeden, der Deutschland und seine Kultur ein wenig kennt jedoch überraschen müssen, da es sich keineswegs um repräsentative oder auch nur durchschnittliche Erlebnisse handelt. Anundfürsich wäre das auch kein Problem, denn natürlich ist jede solche Erfahrung eine persönliche Sache und von den Gegebenheiten und Umständen geprägt. Doch diese Dinge werden gleichzeitig jedesmal den allgemeinen Gepflogenheiten in den USA oder höchstens noch Minnesota gegenübergestellt, was in meinen Augen einfach nicht passend ist. Der klassische Vergleich von Äpfeln mit Birnen... dazu kommt noch, daß es sich fast durchweg um Dinge handelt, die in den USA von der Autorin als ausschließlich positiv wahrgenommen werden, während das "Vergleichsbeispiel" in Deutschland schlecht weggkommt. Bis auf einige wenige Ausnahmen scheint die Autorin zudem eine rosa Brille zu tragen, vor allem was ihr Heimatland anbetrifft. Das hat mich wirklich überrascht, denn einen so unkritischen und schönfärbenden Blick gerade bei einigen der angesprochenen Themen kenne ich wiederum gar nicht aus den Reihen meiner US-amerikanischen Freunde. Ein Beispiel sei genannt, das des so wunderbaren, gerechten und fairen Schulsystems. Die Lehrer unter meinen Freunden oder auch nur die Mütter von schulpflichtigen Kindern erzählen ganz andere Dinge, erzählen in regelmäßigen Blogeinträgen immer wieder vom Kampf, den es bedeutet, ihren Kindern eine gute und zukunftsweisende Ausbildung zukommen zu lassen, und was dafür (vor allem in finanzieller Hinsicht) immer wieder nötig ist. Von der (sehr gutgestellten) Mutter und ihrem täglichen Kampf um eine adäquate Schulbildung für ihren autistischen Sohn möchte ich überhaupt nicht reden.
Diese doch sehr ungleiche Sichtweise hat mein Urteil über dieses anfänglich sehr interessante Buch deutlich geprägt und hat mich mit Bedauern feststellen lassen, daß die erhoffte möglichst objektive und humorvolle Sichtweise einer solchen kulturellen Umgewöhnung nicht gelungen ist.



pfotenstaben: Bronzino painting, cut with hands and book (books)
Ein faszinierendes Buch über das Lesen und die Liebe zu Büchern, zu dem ich wieder mal durchs Bookcrossing gekommen bin: 
84, Charing Cross Road von Helene Hanff.

Ausnahmsweise mal mit Klappentext - Zitat: 
"Schicken Sie Dichter, die Liebe machen können, ohne zu sabbern." Sie liebte Bücher über alles, aber kurz nach dem Krieg war genau daran nur schwer zu kommen. So machte die Amerikanerin Helene Hanff eine Buchhandlung in Europa ausfindig, über die sie ihre ziemlich spezielle Lektüre fortan per Post bestellte. Und nicht nur das: Schon bald begann ein hinreißender Briefwechsel zwischen der spitzzüngigen Amerikanerin und ihrem englischen Antiquar - er sollte zwanzig Jahre dauern und die beiden Akteure schließlich weltberühmt machen. Die Drehbuchautorin Helen Hanff gab dabei den Ton an und eroberte den schüchternen Antiquar nach und nach mit ihrer rauen Herzlichkeit."
-Zitatende-

Ein wirklich außergewöhnlicher und sehr charmanter Briefwechsel, der mich köstlich unterhalten hat. Was für ein literarisches Kleinod! 
Es wandert gleich in die Liste meiner "Bookcrossing-Bücher, die ich unbedingt an X, Y und Z verschenken muß" und zu diesem Behufe dann gleich mehrfach kaufe... ;o)
pfotenstaben: me travelling in Cornwall (Lesen)
Size Matters Not von Warwick Davis, die reich bebilderte, englischsprachige Biographie des bekannten, kleinwüchsigen Schauspielers, hat sehr viel Spaß gemacht und mich bestens unterhalten. Unterhaltsam und mit viel Selbstironie geschrieben, erzählt Davis aus seinem Werdegang und Leben als Schauspieler.
Die Mischung aus beruflichem und privatem Inhalt finde ich dabei sehr gelungen: ich interessiere mich einerseits auch für die private Seite eines Schauspielers und vor allem für die Dinge und Ereignisse, die ihn/sie prägen und zu seiner Lebenserfahrung beitragen, habe aber anders wenig Interesse am "Schlüssellochgucknen" und Informationen, die einem das Gefühl geben, die Intimspähre eines Fremden zu verletzen.
Die vielen Details und Blicke hinter die Kulissen von Filmen, die ich schon häufig gesehen habe und gerne mag, machen mir große Lust, all diese Filme nochmal und mit einem nun ganz bestimmten Blickwinkel zu sehen.

Das Buch reist im Moment als Bookcrossing-Buchring und wird gerne jederzeit auch an interessierte Nicht-Bookrosser ausgeliehen.

pfotenstaben: Bronzino painting, cut with hands and book (books)
Seit ich unter die Bookcrosser gegangen bin,  kaufe ich mir deutlich weniger Bücher als zuvor - oder besser weniger neue Bücher; öfter dagegen Doubletten oder gebrauchte Exemplare, die ich dann fürs BC registriere.

Diesen Monat sind es gleich ein paar Bücher, die aus verschiedenen Gründen etwas Besonderes sind.

Angefangen mit Size matters not von Warwik Davis: die Biographie des kleinwüchsigen Schauspielers, der aus vielen Filmen bekannt ist, wenn auch häufig nicht mit Namen; ganz aktuell zu sehen als Filius Flitwick bzw. Griphook in "Harry Potter". Die Biographie wollte ich schon lange lesen, seitdem ich mit dem Film "Willow" zum Fan von Davis geworden bin. Nun wird das Buch auch als Buchring reisen anläßlich meines ersten Bookcrossing-Geburtstags. Ich lese es gerade und habe viel Spaß damit. Reich bebildert, unterhaltsam und mit nicht wenig Selbstironie schildert Davis seinen sicher eher ungewöhnlichen Werdegang, dem er zuerst seiner Größe zu verdanken hatte, bevor er sich als fähiger Schauspieler etablieren konnte. Wer Interesse hat - ich verleihe es auch gerne anderweitig!

Etwas ganz Besonderes ist für mich auch Kainszeichen von Sabine Fink - der Regionalkrimierstling einer lieben Freundin, die ich über das Schreiben von Fanfiction kennen- und sehr schätzengelernt habe und für das ich einiges an Betalesearbeit leisten durfte. Bisher kenne ich selbst nur die erste, später stark überarbeitete Fassung, und bin bereits sehr gespannt. Und freue mich wahnsinnig, daß sie es geschafft hat, ihr erstes Buch veröffentlichen zu können!
(Der Link fürhrt im Moment "nur" zu dem Bookcrossing-Exemplar, das dort bereits auf der Reise als Buchring ist; mein eigenes, signiertes Exemplar ;o) ist noch nicht eingetragen.)

Im Frühjahr habe ich angefangen, systematisch sämtliche Jane-Austen-Romane, die ich noch nicht kenne,  zu lesen oder wenigstens als Hörbuch im ungekürzten Original zu hören. Gleichzeitig habe ich beschlossen, meine Sammlung an schönen (deutschen) Manesseausgaben auch durch die Jane-Austen-Bände zu ergänzen. Mansfield Park war dabei ein Dankeschön der evangelischen Kirchengemeinde Sinsheim, die ich beim Erstellen der neuen Kirchenhomepage unterstützen konnte.
(Ich verlinke mal zu meinen jeweiligen Seiten von LibraryThing, weiß aber nicht ob das für den Leser hilfreich oder interessant ist. Feedback hierzu ausdrücklich erwünscht! ;o) )
Wenn wir es nächstes Jahr endilch einmal nach England schaffen werde ich mich nach einer englischen Ausgabe zum Sammeln umschauen, die mir gefällt; denn bisher besitze ich die meisten Bände nur in bereits sehr zerlesenen oder preiswert erstandenen Penguin-Ausgaben.

Und schließlich brachte mir der Postbote heute The Complete Borrowers von Mary Norton. "Die Borger", wie sie auf Deutsch heißen, gehören zu den Büchern, die mich durch meine Kindheit begleitet haben und die ich heiß und innig geliebt habe. Wie so viele Kindheitsschätze habe ich auch diesen in der Stadtbücherei gehoben und die Bücher immer und immer wieder ausgeliehen. Selbst hatte ich bisher nur zwei auf deutsch und einen auf englisch; nun habe ich eine englische Komplettausgabe - die mich zudem mit zwei mir noch unbekannten Titeln überrascht hat. Die Verfilmung davon ist schön, aber an die Bücher reicht sie nicht heran - die ich nur ausdrücklich empfehlen kann, auch für den junggebliebenen, erwachsenen Leser.

pfotenstaben: me travelling in Cornwall (Lesen)
Mein Partner und ich sind eingefleischte Michael-Mittermeier-Fans, sodaß dessen erstes Buch, Achtung Baby! quasi ein Muß war.Als BC-Ring ist es vor kurzem eingetroffen und hat auch gehalten, was wir uns davon versprochen hatten. In gewohnter Mittermeier-Manier herrlich komisch und unterhaltsam, ohne jedoch ein fiktives Comic-Programm zu sein, erzählt es von den ersten Schritten des Autors in das große und spannende Abenteuer Familie. Situationskomik kommt dabei genausowenig zu kurz wie der typische Mittermeier-Blick auf viele Dinge, aber eben auch der ganz normale Alltag mit Baby und Kleinkind, sodaß das Buch für Nichteltern genauso viel Spaß macht wie für die, die an vielen Stellen bestätigend nicken können.
pfotenstaben: me travelling in Cornwall (Lesen)
Schwesternmutter von Ulrike M. Dierkes

Klappentext: "Sie ist fünf, als eine Nachbarin zu ihrer Mutter sagt: "Sieht doch ganz normal aus, das Kind." Sie ist zwölf, als sie versteht, dass nicht die Frau, die sie für ihre Mutter gehalten hat, ihre Mutter ist. Sondern ihre große Schwester. Dass ihr Vater nicht im Krankenhaus ist, sondern im Gefängnis. Verurteilt wegen Kindesmissbrauchs. Das Beweismittel: sie.

Ein packendes Schicksal mitten in Deutschland und da ich selbst aus einem kleinen Dorf komme, kann ich mir sehr gut vorstellen wie die Nachbarn das ganze verdrängen bzw. nur hinter geschlossenen Türen darüber tuscheln und nicht handeln. "

Sehr beeindruckend, das Buch. Manchmal überrascht es, wie sachlich und scheinbar emotionslos die Autorin bestimmte Dinge schildern und erzählen kann, doch man lernt schnell, daß diese Fähigkeit schwer erkauft und mühsam erarbeitet ist. Gleichzeitig wird damit die Tragweite der Inzestproblematik und deren Folgen umso spürbarer und deutlicher.
Mir war zwar bereits vorher klar, daß es sich beim Thema Inzest um ein sehr, sehr dunkles Kapitel handelt, das mit großen Schmerzen und tiefen Abgründen verbunden ist, und daß das generelle Totschweigen dieser Problematik für die Opfer alles andere als hilfreich ist. Doch wie weit die Problematik reicht und wie tief das Trauma ist, ist mir erst durch diese Geschichte bewußt geworden.  

Profile

pfotenstaben: me travelling in Cornwall (Default)
Pfotenstaben

January 2025

S M T W T F S
    1234
567891011
12131415161718
19202122232425
262728293031 

Syndicate

RSS Atom

Style Credit

Expand Cut Tags

No cut tags
Page generated May. 16th, 2025 01:35 pm
Powered by Dreamwidth Studios
OSZAR »